Lahmendes Netz
Von manchen Dingen haben wir in Manheim ja mehr als genug … zum Beispiel Baustellen (mit steigender Tendenz), Staub und terminliche Aktivitäten. Leider gibt es Dinge, von denen wir gerne mehr hätten. Und eines davon ist mit Sicherheit eine vernünftige DSL-Anbindung.
So mögen wir mit doch ganzen 1MBit/s noch zu den Glücklichen im Ort zählen, auch wenn es 50 Meter weiter schon ein beschnittenes DSL2000 gibt. Die Uploadrate von 128 kBit/s ist aber für einen Server völlig grausam, und die als Amateurfotograf geschossenen Bilder lädt man besser über Nacht zur Ausbelichtung oder in sein Fotoalbum hoch … daher streiche ich das „Glücklich“ jetzt wieder.
Aber in der Tat … bereits auf der anderen Straßenseite oder gar einige Meter weiter in Richtung des großen Sandkastens mit den Baggern darben die Leidensgenossen gar mit 768 oder 384 kBit/s dahin. Der Dämpfung sei Dank, denn wir Manheimer hängen am Buirer Tropf. Dort steht nämlich unsere Vermittlungsstelle mit dem DSLAM, und Manheim hängt leider nicht an der Glasfaser, sondern am althergebrachten Kupferkabel – jeder Haushalt fein säuberlich über wenigstens eine Doppelader, verbuddelt in Bündeln unter Straße, Feld, Wald und Wiese … bis nach Buir.
Unternehmer, die eine satte Anbindung brauchen: In Manheim nicht dran zu denken. Denn Alternativen gibt es nicht – auch Fremdanbeiter wie Netcologne mieten eben dieses Kupferkabel von Buir nach Manheim. Und da ist eben nicht mehr drin. Auch wenn NC gerne mit 2MBit/s wirbt … habt Ihr mal Eure Modemdaten ausgelesen oder einen Speedtest gemacht? 😉
Eine Lösung gibt es sehr wohl. Im Bergischen werden zur Zeit reihenweise sogenannte Outdoor-DSLAM’s installiert. Die sehen aus, wie etwas größere KvZ (Kabelverzweiger) und werden meist neben eben diesen aufgestellt. Somit kommt die Gegenstelle für’s Modem in Dörfer wie Manheim, und statt Geschwindigkeiten „von Null bis 1000“ gibt es dann DSL mit satten 16MBit/s und 1MBit/s Upstream. Der Nachteil: Es kostet Geld. Vor Allem das Verbuddeln oder Durchziehen einer Glasfaser von der Vermittlungsstelle zum Outdoor-DSLAM, denn irgendwie müssen die ganzen Bits ja in den Backbone kommen. Und wahrscheinlich hat die Telekom nicht sehr viel Interesse, diese Investition für einen Ort zu tätigen, den es in 5 Jahren nicht mehr an dieser Stelle geben wird.
Viele Gemeinden machen es vor: Es gibt ein Programm der Telekom – speziell für Gemeinden. Mit Hilfe von Zuschüssen und/oder tatkräftiger Unterstützung vor Allem bei den Erdarbeiten baut die T-Com dann die begehrten Kästen in die Dörfer … Beispiele bietet Google zu Hauf. Aber sehr schnell drängt sich mir die Relation auf: Für 150 Millionen (!) Euro wird mal eben die Hambachbahn verlegt, von der A4 ganz zu schweigen. Es wird gebuddelt, was das Zeug hält. Warum kann RWE nicht mal ein paar tausend Euro für ein Leerrohr von Buir nach Manheim locker machen?
Wie sieht es mit Manheim-neu aus? Der Standort Dickbusch liegt genau an der Grenze der Ortsnetzkennzahlbereiche 02275 und 02237 und wird so entweder der Vermittlungsstelle Buir (da könnten wir unsere Rufnummern mitnehmen!) oder Kerpen zugeordnet. Telefontechnisch würde ich die erste Variante bevorzugen – ein Umzug mit Nummern ginge. Aber ohne eben diese Outdoor-DSLAMs wäre DSL nicht wirklich drin. Und selbst bei Direktanbindung an Kerpen (mit neuen Nummern für alle) wären mehr als DSL2000 für die ersten Häuser wieder nicht drin. An den grauen Kistchen in Manheim führt daher kein Weg vorbei! Und gebuddelt muss eh – ich denke nicht, dass von Buir nach Bergerhausen eine Reserve für gut 1000 Haushalte im Kabel liegt.
So fürchte ich, werden wir noch wenigstens 4 Jahre mit dem Defizit leben müssen … obwohl ich mich dagegen sträube. Herr Mackeprang von der Stadt Kerpen hat mir wenigstens versichert, dass man sich mit RWE Power zusammensetzen wird und einen Anbieter finden will, der am neuen Standort eine zeitgemäße Infrastruktur bereitstellt. Das sollten wir alle mal im Auge behalten …