Eine Reise in die Vergangenheit…
…ist eine Umsiedlung und für uns und sicherlich auch für viele andere Manheimer/innen nicht nur mal eben ein Umzug.
Klar, wer umzieht, der packt Kartons und steckt sein Leben in diese Kisten aus Pappe und dies sogar möglicherweise für Jahre.
So erging es mir…
Mein Leben hatte ich irgendwann im Jahr 2005 nach ein paar furchtbaren Schicksalsschlägen (u.a. der Verlust von Kindern) in diese Kartons und unter das Dach gepackt, weil mich davon trennen wollte ich nicht. War es doch ein ganz wichtiges Stück meines Lebens und unter dem Dach war so viel Platz, dass mein Leben dort „hinein passte“ – oder besser die Kartons mit einem Teil meines Lebens.
So standen diese Erinnerungen an gute und schlimme Tage aus Jahrzehnten wohl behütet und verpackt in diesen Kartons – jahrein – jahraus.
Natürlich wusste ich davon und auch, was ich alles so behalten hatte, aber: als ich den ein oder anderen Karton öffnete, da begann plötzlich die Reise in die Vergangenheit…ganz still, nahezu unbemerkt und so schnell, dass ich die Bremse nicht mehr ziehen konnte.
Es waren eben diese sehr traurigen, aber als Pendant dazu auch wunderschöne Erlebnisse, so, wie es im Leben leider geschieht:
- Fotoalben der verstorbenen Kinder, Spieluhren, Strampler oder eine Haarbürste, die gekauft und nie genutzt worden waren
- die Erinnerung an meine über alles geliebte Oma, die an Ostern 2013 verstorben ist und uns immer mit nützlichen Dingen bedacht hat – vor allen Dingen, wenn der Aldi mal wieder etwas im Angebot hatte
- Briefchen, die man sich als junge Mädels im Unterricht geschrieben hatte, obwohl das ja eigentlich nicht erlaubt war
- Spielsachen meines geliebten Erstgeborenen, zu denen mir gleich die schönsten Geschichten einfielen; oder die Strampler, die er als Baby getragen hat – wo er doch heute schon fast so groß ist wie ich
- Bücher, die wir stundenlang zusammen angeschaut haben. Teilweise ohne Text, wo ich mir dann die passenden Geschichten dazu habe einfallen lassen
- Ich fand wieder Fotos von meiner Familie und aus einer Zeit, wo der Zahn der Zeit noch nicht so an uns genagt hatte und dazu fielen mir natürlich gleich ebenfalls wieder viele Geschichten ein
- meine alten Schallplatten und Singles, wie z. Bsp. Quietscheentchen, was selbst heute noch bekannt ist 😉
- Dekoartikel, wo ich mich heute schüttele, dass ich so etwas mal toll fand
Mit jedem weiteren Karton kamen immer mehr die „weißt Du noch-Geschichten“ zutage und passend dazu die Bilder und Emotionen.
Das Packen der Kartons war irgendwie eine kleine Zeitreise in die Vergangenheit, bei der Tränen geflossen sind und auch herzliches Lachen nicht zu kurz kam – mein Leben in Umzugskartons steckte voller Überraschungen – wirklich wie im echten Leben – mal sehr traurig und dann wieder fröhlich und begleitet von den passenden Bildern dazu, die man einfach nicht vergisst.
Ich habe die Kartons – und es waren unzählige – mitgenommen und reise nun damit in die Zukunft. Voller Tatendrang und in der Hoffnung, irgendwann wieder weitere und hoffentlich schöne Dinge in Kartons packen zu können.
Diese Umsiedlung bedeutete für mich nicht nur einzupacken, sondern erst einmal alles auszupacken und zu sichten, gleichzeitig aber auch loszulassen, denn ein sich von Dingen trennen bedeutet oft, Platz für Neues zu schaffen.
Dies ist mir hoffentlich gelungen, denn noch stehen genügend Kartons im Keller und warten darauf, endlich ihren Platz zu finden.
Meinen Platz habe ich bereits gefunden und ich wünsche allen Manheimern/Manheimerinnen von Herzen, dass es ihnen genauso gehen möge, auch, wenn der Weg dorthin manchmal vielleicht nicht nur fröhlich ist.