Busexkursion am Samstag, den 13.09.08, zu beispielhaften Mustersiedlungen im Rheinland
Morgens um 09:00 h war Treffpunkt in Manheim am Marktplatz und gegen 09:30 h ging dann die Reise los mit drei großen Bussen, in denen Marco und ich, sowie ca. 150 Manheimer Bürgerinnen und Bürger, Politiker, Mitglieder der Stadt Kerpen, von RWE Power und Herr Prof. Jahnen mit seinem Team Platz fanden. Das Wetter hatte leider kein Einsehen mit uns. Es regnete phasenweise recht ordentlich und die Kälte kroch im Verlauf des Tages langsam hoch. Dennoch hielten alle Teilnehmer wacker durch bis zur Rückkehr in Manheim um 17:15 h.
Sinn der Exkursion war, anhand der ausgewählten Siedlungen, die im weiteren Verlauf genannt und beschrieben werden, die planerische Gestaltungsmöglichkeiten für die Neuplanung eines Ortes vorzustellen und zu diskutieren. Es wurden Beispiele gezeigt, wie ein neuer Ort entworfen werden kann. Dabei gab es gute, wie schlechte Beispiele.
Unser erster Zielort war Inden -Altdorf.
Erschließungsbeginn war 1991 und von 2.984 Alteinwohnern sind ca. 1.300 Menschen in den neuen Ort mit umgesiedelt.
Der Neuort entwickelt sich entlang einer „Dorfstraße“ mit meist zweigeschossiger Randbebauung und das Zentrum mit Läden und Geschäften liegt am Nordende dieser Dorfstraße als Nahtstelle zum angrenzenden Ort Lamersdorf.
Kirche, Bürgerhaus, Schule und Kindergarten befinden sich im Zentrum des Ortes.
Auffällig bei diesem Ort ist, dass ein Gewerbegebiet am südlichen Ortsrand mit eingefügt wird, allerdings müssen einige LKWs auf der Strasse zum Gewerbegebiet außerhalb parken, weil im Gewerbegebiet einfach der Platz fehlt.
Die Straßen weisen eine unterschiedliche Gestaltung auf, wie z. Bsp. „dörflicher Straße“ oder „Siedlungsstraße“.
Auffallend ist insbesondere die Gestaltung der Vorgärten und Hausvorbereiche. Sehr häufig werden Pflaster- o.a. Steine verwendet, auch da, wo man üblicherweise einen „richtigen“ Vorgarten mit Pflanzen, Blumen, etc. erwartet:
Weiter ging es zum zweiten Ort: Pier (Langerwehe-Jüngersdorf)
Erschließungsbeginn war 2004 und von 1.465 Alteinwohnern sind ca. 320 Menschen in den neuen Ort umgesiedelt.
Der Ort gliedert sich in eine Hanglage sowie einen Teil in der Ebene, wobei hier eine Trennung der beiden Teile durch den Verlauf der Kreisstraße 27 erfolgt.
Ein richtiges Zentrum gibt es nicht, aber ein Bürgerhaus, Mietshäuser und ein Kindergarten sind geplant. Im Moment jedoch befindet sich an dieser Stelle lediglich eine freie Rasenfläche mit mehr oder weniger Unkraut:
Auffällig bei diesem Ort ist, dass er wie zerschnitten und überhaupt nicht zusammengehörig wirkt. Die Häuser scheinen zufällig an Ort und Stelle „geklebt“, fast so wie bei einer Modellbahnanlage.
Die Erschließungsstraßen sind sehr eng, genau so die Vorgärten und die Gärten im Allgemeinen. Der Abstand der Bebauung lässt auch mehr als zu wünschen übrig. Obwohl viel Platz da ist, wirkte alles recht beengt:
Der nächste Haltepunkt war Königshoven.
Erschließungsbeginn war 1975 und von 2.337 Alteinwohnern sind 1.549 Menschen in den neuen Ort umgesiedelt.
So wie der Altort wurde der neue Ort an einen Hang gebaut. Der Ortsmittelpunkt, gleichzeitig die höchste Stelle des Ortes, wird durch den Kirchturm weithin sichtbar betont.
Durch die Errichtung von wenigen, durchgehenden Straßen und vielen Stichstraßen sind ruhige Wohnlagen entstanden. Hierbei sind die „Durchgangsstraßen“ in ihrer Breite ebenso großzügig angelegt wie der Abstand zwischen den Bebauungen.
Auffällig in diesem Ort ist die Bepflanzung im ganzen Ort. Überall sehr viele Bäume, Hecken, Sträucher, Blumen etc. und dies in unterschiedlichster Form und Größe. Auch die öffentlichen Bereiche sowie die Gestaltung der privaten Flächen fallen durch die „grüne Gestaltung“ extrem auf.
Der Abstand der Bebauung ist recht großzügig und hebt sich somit von den anderen Zielen, die wir vorher besichtigt hatten, ab.
Letzter Haltpunkt war Otzenrath, Spenrath.
Erschließungsbeginn war 1999 und von 1.869 Alteinwohnern sind 1.400 Menschen in den neuen Ort umgesiedelt.
Dieser Ort wird durch die Tallage eines Bachlaufes mit Regenwasserrückhalteanlagen in zwei Teile gegliedert. Dieses „Tälchen“ wird gleichzeitig zur Anlage der notwendigen Ausgleichspflanzungen genutzt.
Der hierbei entstandene Grünzug setzt sich in nördliche Richtung fort und teilt den Ort weiter in überschaubare Nachbarschaften.
In der Mitte der Ortsteile wurde ein Zentrum mit Altenwohnungen, Geschäften und kirchlichen Einrichtungen errichtet. Auffällig an diesem Ort ist der zentrale Platz, um den sich alles andere gruppiert:
Die öffentlichen Bereiche sind mit Grün gestaltet, jedoch lässt die Höhe der Pflanzen noch zu wünschen übrig.
Ein Merkmal ist weiterhin, dass hohe Häuser im Ortskern und niedrige Häuser am Ortsrand errichtet wurden.
Zusammenfassung:
Nach der Besichtigung aller vier Orte kann man zusammenfassend sagen, dass ein Ort bei den Manheimer Bürgerinnen und Bürgern überhaupt keine Zustimmung fand: Pier….
Bei den anderen Orten waren die Meinungen immer wieder geteilt, so dass hier keine Aussage getroffen werden kann, was wirklich gefallen hat und was nicht….dafür sind die Geschmäcker nun doch einfach zu unterschiedlich ;o))
Eine Sache, die mich persönlich beim letzten Ort, Otzenrath/Spenrath, irritiert hat, war die Tatsache, dass man hier tatsächlich zwei Friedhöfe, getrennt durch eine Straße und aufgegliedert nach Evangelisch und Katholisch, angelegt hat. Und jeder Friedhof hat drei eigene Parkplätze………
das hat mich doch sehr nachdenklich gestimmt und schön fand ich es nicht…..
Jedenfalls haben wir genügend Möglichkeiten gesehen, wie man es gut machen kann oder besser nicht machen sollte, und wir sind bestimmt auf einem guten Weg, Neu-Manheim so zu gestalten, dass wir uns alle wieder irgendwie zu Hause fühlen…..